Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus im Landkreis Ebersberg
In der Grafinger Stadthalle versammelten sich rund 100 Menschen, darunter Kreis- und Stadträte, Bürgermeister, Schul- und Behördenleiter sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger und die Kreisheimatpfleger.
In seiner Rede sagte Landrat Robert Niedergesäß: „Wir gedenken an diesem Tag nicht nur der zahlreichen Opfer dieser unmenschlichen Herrschaft, sondern wir denken auch an die Nachkommen der Ermordeten und Überlebenden, die bis heute mit den Traumata der Vergangenheit konfrontiert sind. Die Geschichte ist gegenwärtig und sie geht uns alle an! Gerade in der jüngsten Zeit ist ein Rechtsruck in der Bevölkerung sichtbar geworden. Es macht den Anschein, als ob wir aus der Vergangenheit nicht gelernt hätten. Auf der anderen Seite sehen wir seit einigen Tagen auch, wie tausende Menschen gegen Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus auf die Straße gehen. Das macht Mut. Wir alle müssen jeden Tag daran arbeiten, dass der Hass nicht gewinnt, damit unsere Kinder und Enkel in einer Welt aufwachen, in der jedes Menschenleben gleich viel wert ist.“ Initiiert hatte den Gedenktag der Vorsitzende des historischen Vereins im Landkreis Ebersberg, Bernhard Schäfer. Er gab einen Überblick über Menschen, die hier im Landkreis zum Beispiel wegen ihrer politischen oder religiösen Einstellung oder wegen ihrer Behinderungen Opfer wurden. Er erinnerte auch an die von den Nazis sogenannten „Untermenschen“, die Zwangsarbeit, Unterdrückung und Gewalt erlitten oder die KZ-Häftlinge, die aus Dachau in den Landkreis gebracht wurden, um unter anderem bombardiertes Gelände zu räumen. Schäfer betonte, man wollen kein starres, allgemeines Ritual, das sich jährlich wiederholt. Man wolle dem Gedenktag mit Einzelschicksalen ein Gesicht geben.
Das taten die Schülerinnen und Schüler des Max-Mannheimer-Gymnasiums Gra-fing. Sie haben auf eine sehr bewegende Weise filmisch das Schicksal des Buben Lorenz D. aus Grafing herausgearbeitet. Dieser war als sechsjähriges Kind wegen vermeintlicher Schwachsinnigkeit in die Heil- und Pflegeanstalt nach Haar ge-kommen und dort vom medizinischen Personal ermordet worden. Offiziell starb der Junge vier Monate vor Kriegsende an „Lungenentzündung“.
Künftig wird es jedes Jahr eine derartige Gedenkveranstaltung im Landkreis geben, bei der jeweils einer anderen Opfergruppe gedacht werden soll.
Musikalisch wurde die Veranstaltung von der Pianistin Katharina Notters, sowie den Cellisten Aulis Dürr und Rebecca Brill (ebenfalls Schülerinnen am Max-Mannheimer-Gymnasium) begleitet.