Weideprojekt im Brucker Moos

19. Februar 2024: Frischer Wind für die Biodiversität im Brucker Moos
Galloway Kalb im Burcker Moos

Das Brucker Moos ist ein ökologisch besonders relevantes Gebiet im Landkreis Ebersberg mit sehr viel Potential für die Biodiversität. In den vergangenen Jahrzehnten wurden hier nach und nach Flächen in die öffentliche Hand überführt, Ausgleichs- und Ökokontoflächen ausgewiesen und eine extensive Bewirtschaftung gefördert. Das Landratsamt und der Landschaftspflegeverband Ebersberg verfolgen damit das Ziel, den Artenreichtum zu erhöhen und neue Lebensräume insbesondere für wiesenbrütende Vögel und andere gefährdete Vogelarten zu schaffen.

Seit dem Frühjahr 2023 hilft eine Herde Galloway-Rinder aktiv an dieser Zielerreichung mit: Die ganzjährige extensive Beweidung soll zu einer Erhöhung des Strukturreichtums im Brucker Moos führen, was wiederum einen hohen Artenreichtum fördert. Das erste Weidejahr ist sehr gut angelaufen und die Kartierung ausgewählter Tierarten bietet eine gute Basis für das begleitende Monitoring.

Im Rahmen des Biodiversitätsprogramms Bayern 2030 wurden von der Regierung von Oberbayern Mittel des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV). für das Biodiversitätsprojekt: „Beweidung Brucker Moos“ (Lkr. EBE) zur Verfügung gestellt. Diese dienen hauptsächlich zum Monitoring der Flächen, was bedeutet, es werden über mehrere Jahre Kartierungen (Flora und Fauna) auf den Flächen durchgeführt.

Ein erfolgreiches erstes Jahr im Moos für die Galloways

Seit Mai 2023 bewohnen 18 Galloway-Rinder der Familie Tristl aus Kastenseeon bei Glonn die Flächen im Brucker Moos. Diese Robustrasse ist ideal für die ganzjährige extensive Weidewirtschaft im Brucker Moos geeignet: Sie zeichnen sich durch einen sparsamen Stoffwechsel aus, müssen nur in Notsituationen im Winter zugefüttert werden und können sich gut an lokale Gegebenheiten anpassen. Familie Tristl stellt sicher, dass der Herde durch neu angelegte Tränken, Unterstände und eine regelmäßige Kontrolle und Pflege des Zaunes an nichts fehlt.

Bestandsaufnahme wichtiger Tierarten und Biotope

Im Sommer 2023 wurden dann die Kartierungen von Vegetation, Brutvögeln, Heuschrecken, Libellen und Zikaden vom Landschaftsarchitekturbüro Niederlöhner aus Wasserbug am Inn durchgeführt. Über einige der beobachteten Tierarten freuen sich die Projektakteure besonders. Darunter die beiden gefährdeten Vogelarten Schwarzkehlen (Saxicola rubicola) mit Brutnachweis und Braunkehlchen ((Saxicola rubetra) nur im Durchzug), sowie die Libellenart Zweigestreifte Quelljungfer (Cordulegaster boltonii).

Mit der extensiven Beweidung erhofft man sich eine positive Veränderung der Strukturen im Projektgebiet. So sollen Gehölze durch das Fraßbild der Rinder kleingehalten werden und mehr Feuchte in die Flächen gebracht werden. Dies macht das Gebiet attraktiver für diverse Tierarten, unter anderem für im Offenland brütende Vögel wie den Kiebitz (Vanellus vanellus).

Durch die Etablierung von Dauerbeobachtungsflächen können Veränderungen in der Vegetation über die Jahre gezielt beobachtet werden.

Um unerwünschte negative Veränderungen zu verhindern, werden die Entwicklungen durch die Beweidung genau beobachtet. Bei Bedarf können sensible Bereiche ausgezäunt oder auch gezielt eingekoppelt und temporär intensiver beweidet werden.

Ausblick

Die Projektbeteiligten planen derzeit die Maßnahmen für die kommenden Monate: Über den Winter wird das Fraßbild der Rinder genau beobachtet. Falls nötig wird Heu zugefüttert, das im Sommer auf den Flächen des Brucker Mooses hergestellt wurde. So kann ein kurzgeschlossener Kreislauf sichergestellt werden. Ab 2024 sollen sukzessive weitere Flächen für die Rinderherde hinzukommen, die dementsprechend auch mitwachsen kann, so dass bis 2026 ca. 54 ha zur Verfügung stehen.

Besonders interessant wird es auch im Herbst 2024, hier ist die erste Schlachtung im Brucker Moos geplant, das hochwertige Weidefleisch wird anschließend lokal vermarktet.

Es bleibt spannend, wie sich die Lebensräume und die Biodiversität im Brucker Moos in den kommenden Jahren verändern werden. Ein weiterer wichtiger Schritt für die ökologische Wiederherstellung dieses besonderen Lebensraums ist mit dem Start des Beweidungsprojekts gemacht.

"Das Beweidungsprojekt im Brucker Moos zeigt, wie Landwirtschaft und Artenschutz Hand in Hand gehen können. Ich bin stolz darauf, dass wir mit unserer innovativen Herangehensweise nicht nur die Artenvielfalt im Brucker Moos bereichern, sondern auch einen Beitrag zum Umweltschutz und zur nachhaltigen Entwicklung unserer Region leisten.", so Landrat Robert Niedergesäß.


Abbildung 1: Das Galloway-Kalb „Orpheus“ im Brucker Moos, Foto von Simon Thois
Abbildung 2: Die Galloways im Brucker Moos, Foto von Magnus Tristl
Abbildung 3: Ein männliches Schwarzkehlchen (Saxicola rubicola) nutzt den Weidezaun im Brucker Moos als Ansitzwarte, Foto von Josef Rüegg
Abbildung 4: Die Zweigestreifte Quelljungfer (Cordulegaster boltonii), Foto von Klaus Burbach